Im Rahmen unseres internationalen Projektes „4 Städte retten über die Grenze“ wurde am 11.11.2017 eine gemeinsame Einsatzübung in einem schwer zugänglichen Gelände durchgeführt. Dazu wurde das Territorium des Johannissteines in Oybin-Hain ausgewählt. Als Ausgangssituation wurde ein durch eine defekte Forstmaschine entstandenes Feuer, welches sich schnell auf das Waldgebiet in Richtung Johannissteinbaude ausgebreitet hatte, angenommen. In der Baude sollten sich noch Personen befinden und die auf tschechischer Seite befindliche unmittelbar angrenzende Baude sollte vor den Flammen geschützt werden. Erschwerend kam hinzu, dass es in der Nähe kaum Löschwasser gab, die Zufahrten für Einsatzfahrzeuge sehr eng waren und die tatsächlichen Witterungsbedingungen mit Regen- und Schneeschauern, Wind und Kälte die Situation für die Einsatzkräfte nicht einfacher machten.
Dieser Herausforderung stellten sich nicht nur die Kameradinnen und Kameraden unser 4 Partnerfeuerwehren Zittau, Berthelsdorf, Hradek n.N. und Krasna-Studanka, sondern auch die Feuerwehrangehörigen aus Oybin, Lückendorf, Großschönau, Olbersdorf, und Pethau. Auch die Mitglieder der Führungsgruppe Süd des Landkreises Görlitz waren mit vor Ort.
Zur Gewährleistung der Löschwasserversorgung wurden zwei Möglichkeiten angewandt. Zum einen wurde mittels vier Tanklöschfahrzeugen im Pendelbetrieb das Löschwasser vom ehemaligen Oybiner Bad, zum Teil über Waldwege auf tschechischem Gebiet,zum Johannisstein gebracht. Zum anderen wurde eine stabile Löschwasserversorgung über 2 B-Leitungen von der am Parkplatz Hain vorhandenen unterirdischen Zisterne bergauf über die regennasse Wiese per Hand zu den Einsatzfahrzeugen auf dem Johannisstein verlegt. Dazu wurde auch eine mobile Schlauchüberführung über die Straße aufgebaut. Da die eine Zisterne aber nicht ausreichte, musste auch eine Verbindung über 2 B-Leitungen zu einer 2. Zisterne in der Nähe der Kammbaude hergestellt werden.
Nach ca. 2 Stunden hatten die Feuerwehren ihre Aufgaben erfüllt. Es konnten 8 Personen aus den Gebäuden gerettet werden, der Brand war gelöscht und ein Übergreifen der Flammen auf die tschechische Baude wurde verhindert.
Aber nicht alles ging so einfach, wie hier beschrieben. Beim Verlegen der Schlauchleitungen wurden zwei Fahrzeuge auf der nassen Bergwiese festgefahren. Sie konnten sich nicht mehr selbständig fortbewegen und mussten mit Seilwinden auf den befestigen Weg gezogen werden. Hier bewährte sich die deutsch-tschechische Zusammenarbeit besonders. Gemeinsam und mit Hilfe zusätzlicher Technik konnten die Fahrzeuge wieder flott gemacht werden. Dafür sorgten die Kameraden der Zittauer Feuerwehr mit ihrem Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF 20 und ehrenamtliche Mitglieder des Verbandes für technisches Hilfswerk Hradek n.N. Nach einem kurzen Anruf des Hradeker Wehrleiters kamen sie mit einem TATRA 815 – 6x6, aus dem technischen Museum in Hradek an der Einsatzstelle an und zogen mit ihrer
16 Tonnen Seilwinde das 2. Fahrzeug auf festen Boden. Dafür gilt ihnen unser besonderer Dank für die unkomplizierte Hilfe.
Nach dieser ungewollten Verzögerung schmeckte den Übungsteilnehmern das durch die Mitglieder des Feuerwehrfördervereins Oybin/Lückendorf vorbereitete Mittagessen dennoch gut. Auch die anschließende Auswertung der Einsatzübung wurde in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit auf das Notwendigste reduziert. Insgesamt konnte ein positives Fazitgezogen werden. Die praktische Zusammenarbeit zwischen den tschechischen und deutschen Feuerwehrkameradinnen und Kameraden konnte weiter gefestigt werden. Verstärkt war zu erkennen, dass sich die Sprachbarrieren nicht wesentlich auf die spezifische praktische Feuerwehrtätigkeit auswirkten. Das zeigte sich zum Beispiel bei der gemeinsamen Nutzung der vorhandenen unterschiedlichen Einsatztechnik.
Die Einsatzübung machte aber auch deutlich, dass für Brände auf diesem Territorium die Problematik des ausreichenden Löschwassers zu beachten ist. Bereits nach 5 Minuten war das vorhandene Löschwasser der Einsatzfahrzeuge von Oybin und Lückendorf aufgebraucht. Erst 17 Minuten später konnte die Brandbekämpfung durch die eingetroffenen Tanklöschfahrzeuge weitergeführt werden. Mit den am Einsatz beteiligten 4 TLF, welche dann im Pendelverkehr bis zum alten Bad zum Füllen fahren mussten, ist eine ununterbrochene Löschwasserbereitstellung nicht möglich. Für größere Einsätze ist eine stabile Wasserversorgung aus den beiden vorhandenen Zisternen unbedingt erforderlich. Diese sind aber nach ca. 50 Minuten Wasserförderung auch leer. Zusätzlich sollte darüber nachgedacht werden, dass noch weitere Tanklöschfahrzeuge zum Einsatz gebracht werden müssen. Diese könnten sowohl von den deutschen Feuerwehren aber auch von den tschechischen Wehren kommen. Denn gerade in Tschechien sind Tanklöschfahrzeuge mit ca. 6 – 8 m3 Wasserinhalt keine Seltenheit.
Abschließend wurde den teilnehmenden Kameradinnen und Kameraden durch die Organisatoren der Übung recht herzlich gedankt und eine gute Heimfahrt gewünscht.